Autotherapie per Motorrad
Drehmoment statt Depression
In einigen Foren und Videos berichten Motorradfahrer wie ihnen das Fahren mit dem Motorrad hilft Depressionen zu bewältigen. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Meiner Ansicht nach ist es aber nicht das Motorrad sondern die Beschäftigung des Fahrens die körperlich und geistig fordert.
Die Bedienung des Fahrzeugs verlangt auch abseits ehrgeiziger Sportlichkeit volle Konzentration, dazu kommt der Straßenverkehr und natürlich als Grund der meisten Fahrten die Schönheit der Landschaft. Somit kommt man gar nicht in Gefahr sich in seelische Grenzregionen zu begeben.
Lange Zeit habe ich versucht herauszufinden woher diese Gedanken des verminderten Selbstwerts und des Verlorenseins kommen. Ich vermute es liegt zumindest Teilweise in einer Art ‚Sippenprogramm‘ das man durch seine Vorfahren mitbekommen hat. Ein anderer Teil kommt von einem selbst indem man eher zum Grübeln neigt und sich gern mal hinterfragt. Natürlich findet man in der Erinnerung immer wieder Momente und Entscheidungen die man gerne anders angegangen hätte. Das geht wohl jedem so, egal wie erfolgreich er in der aktuellen Lebenssituation ist.
Für jene Leser die mit dem vorher angesprochenem ‚Sippenprogramm‘ nichts anfangen können hier eine Erklärung: Der Begriff kommt aus der Aufstellungsarbeit nach Bert Hellinger. Viele Jahre habe ich auf diesem Wege versucht an die Gründe heranzukommen und eine Menge aufgearbeitet. Dabei habe ich immer wieder verschiedene Therapeuten und Methoden ausprobiert. Es hat auch gut funktioniert, viele Themen die mich beschäftigt haben sind aufgearbeitet. Das merke ich daran das sie nicht mehr ins Bewusstsein kommen und nach und nach vergessen werden.
Ein gern beschrittener Weg mit seelischen Belastungen auszukommen sind Alkohol und Drogen. Allerdings hilft das nur kurzfristig um die Themen beiseite zu schieben. Das Konzept: Verdrängen Wir’s ist eben nicht nachhaltig. Die Probleme kommen jedes Mal mächtiger wieder. Zu Drogen kann ich aus meinen Erfahrungen nichts sagen aber etwas zu Alkohol. Seit ich vor über 10 Jahren aufgehört habe Alkohol zu trinken hat sich mein Leben stark verbessert. Ich war auch davor wohl kein Alkoholiker aber der gewohnheitsmäßige Genuss von Bier und Wein hat sich nieder geschlagen. Interessanterweise habe ich seither nicht wirklich Gewicht verloren. In meinem Leben hat sich aber viel zum Positiven geändert.
Um wieder auf das Motorradfahren zurückzukommen – ich denke es ist egal ob es das Fahrrad, der Bergsport oder das Stehpaddeln ist. Es geht darum sich geistig mit der Gegenwart und der Zukunft auseinander zusetzen. Das geht auch im Winter indem man Pläne und Vorbereitungen für die kommende Saison macht. Egal wie gerne man sich in der Opferrolle oder im Selbstmitleid suhlt - weiterhelfen tut es nicht.